21.05.2022: 6. Lange Laufnacht in Karlsruhe

Live-Stream    Start Emma 5.000m bei ca. 50min    Start Lisa und Vivien 1.500m bei ca. 3:03std

Am Freitagmittag machten sich die drei Athletinnen Emma, Lisa und Vivien mit Betreuer Fabian auf den Weg zur 6. Langen Laufnacht in Karlsruhe. Auf der gut 700 km langen Strecke waren viele Baustellen mit einer Länge von bis zu 20 km. Gepaart mit dem Freitagnachmittagsverkehr wurden diese zur Geduldsprobe. Für „spannende“ Abwechslung sorgten dabei die heftigen Unwetter in den frühen Abendstunden. Teilweise ging es nur noch in Schrittgeschwindigkeit voran, weil man nichts mehr gesehen hat. Nach gut achtstündiger Fahrt stand dann noch der Auftakt an. Durch die Abkühlung nach den Gewittern und dem vielen Sitzen eine willkommene Bewegungsmöglichkeit an der frischen Luft, sodass um kurz nach 23 Uhr noch Sulzfeld erkundet wurde.

Am Wettkampftag vertrieben sich die Drei die Zeit am Vormittag mit einem kleinen Spaziergang durch Sulzfeld und dessen Weinberge. Anschließend wurde sich im Zimmer oder auf dem Balkon noch etwas ausgeruht und zusammen die letzten Kohlenhydrate in Form von mehr oder minder trockenen Nudeln zu sich genommen.
Während es morgens noch angenehm frisch war, ist es über die Mittagszeit doch wieder sehr warm geworden und die Sonne hat das Carl-Kaufmann-Stadion in Karlsruhe aufgeheizt. Emma musste unter diesen Bedingungen um 15:55 Uhr 5.000m laufen und sah sich zudem ständig wechselnden Winden ausgesetzt. Dennoch ging sie nach dem Abschlusstraining am Dienstag guten Mutes ins Rennen. Nachdem sie sich in der ersten Runde gut positioniert hatte, war das Tempo in der zweiten Runde etwas zu langsam. Nach der Ansage von Betreuer Fabian, dass Emma was fürs Tempo tun müsse, haben sie und zwei weitere Athletinnen sich zusammengefunden. Nach dem ersten Kilometer war Emma mit 3:34min perfekt im Fahrplan für eine Zielzeit von 17:55min. Mit einem etwas schnelleren zweiten Kilometer von 3:31min konnten sich die drei nach und nach sogar an die große Verfolgergruppe heranarbeiten. Nach gut 2,5km hat Emma bei einem Überholvorgang kurz nach Start/Ziel einen Moment nicht aufgepasst und den Anschluss zur Gruppe verloren. Von diesem Zeitpunkt fiel es Emma sichtbar schwerer zu laufen. Während sie vorher locker, entspannt und mit Zug gelaufen ist, wurde der Blick von Runde zu Runde gequälter. Kilometer drei war mit 3:40min zwar schon langsamer als die angesetzte „Pace“ von 3:35min aber insgesamt lang sie noch im Fahrplan. Und trotz des vorher vereinbarten Warnzeichens „18min Endzeit“ und den immer wieder auffordernden Worten näher an die vor Emma laufenden Teilnehmerinnen heranzulaufen, mochte es ihr nicht gelingen das Tempo zu halten. Im Gegenteil Kilometer vier wurde in 3:54min absolviert. Als sie 600m vor dem Ziel realisierte, dass die 18min Marke unrealistisch ist und selbst die U23 DM Norm mit 18:20min knapp wird, versuchte sie sich nochmals durchzubeißen. Auch wenn der letzte Kilometer mit 3:42min nochmals deutlich schneller war, reichte es mit 18:21,95min um 1,95 Sekunden nicht zur Erfüllung der Norm. Nach einer kurzen Phase der Enttäuschung wurde anschließend gemeinsam das Rennen analysiert. Dabei kristallisierten sich zwei mögliche Ansatzpunkte heraus. Zum einen ein zu später Einstieg in die Bahnsaison mit entsprechenden Tempoläufen und zum anderen die mentale Fähigkeit auch alleine eine solche Zeit zu laufen, da Emma im Training immer Unterstützung hat und solange diese im Wettkampf da war es ja auch dort gut geklappt hat.

Nachdem Emma es geschafft hatte, war es an der Zeit für Vivien und Lisa die Seite zu wechseln, von passiv, anfeuernd zu aktiv, laufend. Sichtbar nervös gingen beide an den Start über 1.500m, wenn auch mit unterschiedlichen Zielen. Während für Vivien nach einer Verletzungspause und damit verbundenen Trainingsrückstand nur das Ankommen im Vordergrund stand, wollte Lisa gerne ihre persönliche Bestleistung von 4:37,25min unterbieten. Daher war ihre klare Marschrute, dranbleiben an der Tempomacherin für eine Zielzeit von 4:35min. Auch wenn der Stadionsprecher noch in der Hallensaison hängen geblieben war und 7,5 Runden ansagte, wussten die Mädels was zu tun ist. Nachdem der Startschuss fiel, orientierte sich Lisa gleich an die Spitze Richtung Tempomacherin. Ungewohnt zurückhaltend aber voll im Plan sortierte sich Vivien am Ende des 17 Teilnehmerinnen fassenden Feldes ein und lief stehts fast auf Bahn zwei, um freie Sicht nach vorne zu haben und Gefahrensituationen für ihren Fuß frühzeitig im Blick zu haben. Lisa wechselte sich dann im weiteren Rennverlauf hinter der Tempomacherin mit Clara Schiffer (ASV Köln) ab. Bei 1.000m sind sie um die 3min durchgegangen, sehr zur Überraschung von Vivien, welche mit 3:05min am Ende der Gruppe bis dahin noch das Tempo mitgehen konnte und schon die ersten hinter sich ließ. In der letzten Runde war Lisa vorn und setzte bei gut 250m den Schlussspurt an und konnte das Rennen fast 2 Sekunden vor Clara gewinnen und somit ihre persönliche Bestleistung auf 4:34,52min steigern. Vivien ist auf der letzten Runde wie zu erwarten etwas eingebrochen aber dennoch am Ende der Gruppe mit guten 4:43,76min ins Ziel gekommen. Mit nur 3 Sekunden über der persönlichen Bestleistung nach sechswöchiger Verletzungspause kann sie damit zufrieden sein. Zufrieden über die neue Bestzeit war Lisa natürlich auch, sagte rückblickend aber, dass vielleicht noch mehr gegangen wäre, vor allem im Hinblick auf den schnelleren Lauf danach.

Nachdem sich die drei ausgelaufen und gestärkt haben, startete das abendliche Hauptprogramm. Aufgestellte LED-Scheinwerfer, die Kuhglocken und sämtliche fertigen Läufer:innen und Betreuer:innen verwandelten das Carl-Kaufmann-Stadion in einen Hexenkessel mit Gänsehautatmosphäre. So konnten die Profis angepeitscht von Tempomacher:innen, Publikum und DJ zu mehreren Meetingrekorden und DM, EM oder sogar WM-Normen laufen und gleichzeitig hautnah vom Publikum beobachtet werden. Gegen 22 Uhr sind wir dann zurück nach Sulzfeld gefahren, haben geduscht und obwohl alle müde vom Tag waren, konnte keiner direkt schlafen, da die Erlebnisse noch zu frisch waren.
Am nächsten Tag stand die Rückfahrt an. Und auch wenn keiner so richtig Lust hatte auf diese lange Fahrt, war die Stimmung bis Bayreuth gut. Dort wurde in einem bayrischen Gasthaus gut zu Mittag gegessen, sodass eigentlich die Schlussetappe angetreten werden konnte. In einer der zahlreichen, langen Baustellen bei Leipzig war jedoch ein schwerer Unfall geschehen, sodass sich die Ankunft immer weiter nach hinten verschob. Durch eine über 30 km lange Umfahrung konnte schlimmeres vermieden werden, da die Autobahn teilweise vollgesperrt wurde und erst ab 21:30 Uhr wieder uneingeschränkt befahren werden konnte. Dennoch betrug der Zeitverlust eine und die gesamte Fahrzeit neun Stunden.

F.B.

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